Immer wieder hört man von Promis, dass Mobbing sie stark gemacht hat. Klar, sie sind in der Öffentlichkeit und haben wahrscheinlich wirklich das Gefühl, dass sie das evtl. sogar dem Mobbing zu verdanken haben. Sie haben gelernt, sich durchzubeißen. Sie sind Abweisung gewohnt. Das ist bei Castings wahrscheinlich hilfreich. Der Schauspieler Hendrik Duryn z.B. sagt, dass er durch das Mobbing zum Sport gekommen ist. Er wurde gemobbt, weil er etwas moppelig war. Und nun ist er stolz auf seinen Body. „Tu was und arbeite an dir“ ist seine Botschaft.

 

Verändere dich

Aber was schwingt dabei unterschwellige mit? „Verändere dich, denn die anderen haben Recht. Du bist nicht gut wie du bist.“ Diese Botschaft halte ich für gefährlich und vor allem für falsch. Klar kannst du ins Fitnessstudio gehen. Wenn du körperlich stärker und durchtrainierter bist, stärkt es sicher auch das Selbstbewusstsein. Sicherlich fühlst du dich auch besser, gefällst dir selbst äußerlich gut. Aber innen bleibt hängen: „Pass dich an, wenn du jemandem nicht gefällst.“ Innerlich wirst du dadurch leider nicht automatisch stark.

 

Da muss man durch

Auch diesen Satz höre ich immer mal wieder, im Coaching von den Kindern, und auch im Elterngespräch. Dahinter stehen für mich zwei Dinge: Unkenntnis und Hilflosigkeit. Unkenntnis darüber, dass Mobbing nicht einfach vergeht. Selbst dann nicht, wenn es akut nicht mehr passiert. Mobbingerfahrung nimmst du mit. In die nächste Schule, ins Studium, in deine Partnerschaften, in dein Leben. Viele Kinder und Eltern machen die Erfahrung, dass tatsächlich niemand hilft. Dass Mobbing nicht ernst genommen wird in der Schule. Auch die Lehrer sind oft hilflos. Sie werden in ihrer Ausbildung nicht darauf vorbereitet, wie sie mit Mobbing umgehen sollten. Oft erkennen sie es nicht einmal, wenn es vor ihrer Nase stattfindet. Mobbing ist ein komplexes Problem.

 

Was tun?

Zu der Frage könnte ich Romane schreiben. Um es auf den Punkt zu bringen: 1. Sorge dafür, dass es sofort aufhört. 2. Hilf dem Betroffenen, dass er es verarbeiten kann. Wenn Kinder und Jugendliche zu mir kommen, die Mobbingerfahrung gemacht haben, ist es meist wegen Selbstwertproblemen. Auch wenn sie vom Kopf her wissen, dass die anderen etwas falsch gemacht haben, ist so viel von diesen Erfahrungen hängen geblieben. Da sitzen wunderbare Kinder vor mir, die sich nicht trauen, in einen Sportverein zu gehen, weil da neue Kinder sind. Kinder, die keine Freunde haben, weil sie niemandem mehr so richtig vertrauen. Jugendliche, die sich hässlich oder uninteressant finden. Die ihre Jugend nicht ausleben, weil sie sich zurückgezogen haben. Wie eine Schildkröte in ihren Panzer. Kopf einziehen und versuchen, alles abprallen zu lassen.

 

Was Coaching leisten kann

Mobbing ist eine traumatische Erfahrung. Oft liegt sie gut verbuddelt tief im Inneren. Nur leider wirkt sie sich trotzdem auf den Alltag der Kinder aus. Es geht also zum einen darum, diese Erfahrungen in die wirklich Verarbeitung zu bringen. Zum anderen arbeite ich mit den Jugendlichen daran, sich selbst wieder zu mögen. Das zu sehen, was ich sehe: Tolle Kinder, die sich selbst nur zwischenzeitlich verloren haben. Weil andere sie zerstören wollten. Auch, wenn ihnen das meist in der Tragweite gar nicht klar ist…