Kleines Schild – große Wirkung

Als ich vor ein paar Jahren dieses Schild in einem Laden entdeckte, hat es mich direkt berührt. Ich mag das Wort „Lieblingsmensch“ einfach. Direkt hatte ich das Lied von Namika im Ohr. Der Gedanke, diesen einen Lieblingsmenschen zu haben, mit dem man sich wohl fühlt und der einen am besten kennt, löst ein schönes Gefühl aus. Ich wollte das Schild aber gar nicht verschenken, ich wollte es für mich haben. 😉 Kurz meldete sich eine Stimme, die sagte: „Das ist aber ganz schön peinlich, sich das selbst zu kaufen. Sowas bekommt man doch geschenkt.“ Lauter war zum Glück die Stimme, die fragte: „Ist es nicht die größte Aufgabe, sein eigener Lieblingsmensch zu sein?“

 

Kopfkino zerstört die Selbstliebe

Im Coaching habe ich so viele Kinder und Jugendliche, denen es genau daran mangelt. Sie zweifeln an sich selbst und lassen sich schnell aus der inneren Balance bringen. Ein falscher Blick von einer Mitschülerin, ein kurzes Getuschel, wenn man an einer Gruppe vorbei geht, reicht oft, um das Kopfkino loszutreten: „Ist etwas falsch an mir? Die haben bestimmt über mich getuschelt. Ich hab letztens schon das Gefühl gehabt, dass sie mich nicht dabei haben wollen, usw.“ Kopfkino ist ein mächtiges Werkzeug, um jegliches Selbstvertrauen und die Selbstliebe zu zerstören. Einmal ins Gedankenkarussell eingestiegen, geht die Fahrt meist unendlich weiter.

 

Lenke deine Gedanken um

Es gibt mehrere Möglichkeiten, deine negativen Gedanken über dich selbst zu stoppen. Wenn du das schaffst, wird es dir immer leichter fallen, dein Lieblingsmensch zu werden. Wenn du also z.B. das Gefühl hast, eine Gruppe tuschelt über dich, wenn du vorbei läufst, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Du glaubst diesen Gedanken, oder du gibst ihm keinen Raum. Frage dich dafür einfach: „Weiß ich wirklich, ob sie über mich getuschelt haben?“ Wenn du nicht angehalten und gefragt hast, wirst du diese Frage immer verneinen müssen. Und dann ist es deine Entscheidung, diesem Gedanken, der dir ein schlechtes Gefühl macht, keine weitere Energie mehr zukommen zu lassen. Stell dir stattdessen ein Rad vor. Am Ende jeder Speiche ist eine andere Sache, auf die du den Fokus auch richten könntest. Vielleicht hast du heute ein schönes Gespräch mit einer Freundin gehabt oder eine gute Klausur zurückbekommen? Du hast dich endlich getraut, in Englisch mal wieder aufzuzeigen und bist für die Antwort sogar gelobt worden? Heute Nachmittag geht´s zum Klettern, und du freust dich drauf? Sammle dich kurz, atme tief ein und richte deinen Fokus auf eine positive Sache.

 

Und was ist mit den Macken?

Jeder Mensch hat Dinge an sich, die er weniger mag. Charakterzüge, Verhaltensweisen oder schlechte Angewohnheiten. Die gute Nachricht: An allem, was man wirklich verändern möchte, kann man arbeiten. Im Coaching sprechen wir von den 80%. Das ist die Prozentzahl, die wir brauchen, um einen Coachingauftrag wirklich zu haben. Wir kennen das alle: Wenn wir nur halbherzig etwas verändern möchten, also vielleicht nur 50% in uns dafür spricht, gibt es eben auch die anderen 50%, die keine Lust auf Veränderung haben. Und die sind meist überzeugender, weil es eben bequemer ist, sich nicht zu verändern. Aber sind es nicht auch die Macken, die uns Ecken und Kanten geben und manchmal vielleicht sogar liebenswert machen? Ich persönlich finde, dass das ja auch durchaus die Dinge sind, die uns eben von den anderen unterscheiden, und darum sollten wir sie vielleicht sogar besonders lieben.

 

Ohne Selbstliebe keine Liebe?

Oft liest man, dass man ohne Selbstliebe auch keinen anderen Menschen lieben kann. Das glaube ich nicht, aber ich bin sicher, dass es Beziehungen in jeglicher Form wesentlich vereinfacht, wenn man es tut. Wenn ich mich selbst mag, bin ich selbstsicherer und innerlich mehr in Balance. Und das macht das Miteinander leichter, weil man nicht dauernd durch sein Kopfkino in falsche Filme gerät. Nimm das Drehbuch also in die Hand und schreibe es so, dass es einen besonderen Lieblingsmenschen gibt: Dich selbst!